2015 startete die Aqua endlich wieder auf eine längere Fahrt, die unter dem Titel ATtide von Lignano über Malta und Palma aus dem Mittelmeer in den ATlantik nach Madeira und die Azoren führen sollte, um schließlich in den tidengewässern Brests zu landen.
Während dieser einzelnen Etappen führten wir ein Logbuch, dass über Satelitentelefon für die Daheimgebliebenen Eindrücke des Tages lieferte. An dieser Stelle sind diese Einträge in chronologischer Reihenfolge für diese Etappe angeführt:
02.07.2015 2300 MESZ
45:39.90N 13:08.70E
Aquelegt!
Nach einer heißen Vorstartphase (>30°C) ist die Aqua heute um 2236 MESZ Richtung La Valetta, Malta, ausgelaufen. Bei stabiler Hochdrucklage scheint die erste Nacht wohl mit dem Gusssegel zurückgelegt zu werden, eine nicht ganz unerwünschte Abkühlung durch einen gewittrigen Schauer scheint auch verwehrt zu bleiben – also warten bis 0513 MESZ auf den ersten Badestopp bei
Sonnenaufgang.
unter Maschine
FüG 6 kn
KaK 168
Ob 45°39,9′
013°08,7′
Liebe Grüße und immer eine Wochelang Zeit vor dem Ende des Törns!
03.07.2015 2000 MESZ
43:40.50N 13:42.50E
Die erste laue Nacht bot der Crew eine angenehme Abwechslung zur drückenden Hitze des Tages. Doch die Sonne verschwindet Anfang Juli nur kurz hinter unserem Planeten und aufgrund mangelnden Windes macht die Aqua unter Motor Meile um Meile Richtung Süden gut; nicht nur um die Dauer der Nächte zu verlängern. Außer einem kurzen (und langsamen) Segelversuch Spi wurde die Zeit vor allem für die astronomische Navigation genutzt, eine Angel zieht einen bunten Blinker hinter der Aqua her und das selbst produzierte Süßwasser aus dem Watermaker bedarf gar keines Dicksaftes, um es zu genießen. So rechnet, flaschenloggt und handlotet sich die Crew unter Abgabe von klimafreundlicher Verdunstungswärme die Adria entlang Richtung Malta.
unter Maschine
FüG 6 kn
KaK 168
Ok 43°40,5′
013°42,5′
Liebe Grüße und immer eine Kübelvoll Kühlwasser hinter dem Rudergänger!
05.07.2015 0230 MESZ
41:53.30N 16:10.50E
Der zweite Tag auf See bot ein ähnliches Bild wie der erste: Wolkenloser Himmel, hoher Sonnenstand und Windstille. Nach einer ereignislosen Nacht stand am Vormittag technisch-textiles Werken auf dem Programm und die Welt wurde um einige Leinenschäkel, Aug- und Rückspleiße reicher. Auch die Zeitnehmung beim und die Frequenz des Flaschenloggen(s) wurde auf
spielerische Weise, aber mit großem Ernst optimiert. Mittagslängen und -breiten prägten den großen Wachwechsel und am Nachmittag sorgte die knappe Vorbeifahrt an der Insel Pianosa für eine willkommene terrestrische Abwechslung in der Navigation. Im Laufe des Nachmittag kühlte sich die Crew bei einem Badestopp ab, der nahtlos in einen weiteren Spisegelversuch überging – Balsam für die Seele (und die Ohren), jedoch mit einem jähen Ende nachdem sich die Propellerwelle aus dem Stevenrohr verabschiedete; das aber unter beinahe „kontrollierten“ Bedingungen. Die schon segelerfahrene Crew reagierte souverän, an allen Stationen wurde selbständig und richtig gehandelt – vielen Dank! Nach provisorischer Reparatur ging es dann unter Segel weiter bis nach Vieste, wo schon Ersatzteile und Werkzeug warteten und innerhalb weniger Stunden die Aqua für den zweiten Teil dieser Etappe voll betankt und fest beschraubt wurde. Nach erfolgreicher Reparatur wurde zumindest peripher an der regen Samstagnachtgestaltung von Vieste teilgenommen und auch mit einem (oder zwei) kleinen Bieren angestoßen (ganz ohne Flaschenlog). Jetzt ein paar Stunden Schlaf und in ein paar Stunden um 0730 MESZ geht es weiter Richtung Süden.
fest in Vieste
Liebe Grüße und immer eine Propellerwelledick Stahl im Stevenrohr!
05.07.2015 2000 MESZ
41:01.40N 17:18.00E
Abgelegt aus Vieste wie geplant, begann der dritte Tag verheißungsvoll mit zunehmendem Westwind, doch hielt sich auch heute die Zeit unter Segel in engen Grenzen. Kurz nach dem Segelsetzen schlief der Wind auch wieder ein und erneut musste der Motor in Betrieb genommen werden. Die Bordroutine hat sich schon entwickelt und während die Aqua entlang der Ostküste Italiens fahrt, geht Ihre Crew all den dem Schiffsbetrieb, aber auch dem eigenen Wohl dienlichen Tätigkeiten nach; einzig der mangelnde Wind lässt zu wünschen übrig, aber die Hoffnung bald mit dem Hauptantrieb Weg Richtung Malta gut machen zu können ist stets evident.
unter Maschine
FüG 6 kn
KaK 136
Ok 41°01,4′
017°18,0′
Liebe Grüße und immer ein Segelvoll Wind im Spinnaker!
06.07.2015 1900 MESZ
39:22.20N 17:59.80E
Dejavu zum Tagesbeginn: Kurzes Auffrischen des Westwindes und unter Spi für etwa eine Stunde. Doch auch war uns auch heute das Glück diesbezüglich nicht hold und es ging zu Mittag (MESZ) schon wieder unter Motor weiter. Zum Bordmittag befand sich die Aqua am östlichsten Punkt ihrer Reise bei der Rundung des Capo Santa Maria di Leuca und verließ die adriatische Heimat für die nächsten Monate. Auch der auf den letzten Reisen so stürmische Golf von Taranto präsentierte sich spiegelglatt und die Crew widmete sich mangels Windes erneut etwas intensiver der Astronavigation, seemännischen Arbeiten und angeln – aber der Tag sollte nicht ganz ereignislos bleiben. Ein plötzliches Absinken der Drehzahl der Maschine konnte nach kurzer Fehlersuch auf ein herrenloses Fischernetz (eigentlich ein Konglomerat aus dreien) zurück geführt werden. Ausbeute: 14 (nach längerer Diskussion genannte) Netzobvenhalterkunstoffschwimmerauftriebskörperzukünftigemotorbootschlüsselanhängergeschäftsideen in unterschiedlichen Formen und Farben, vier Miesmuscheln und eine Badepause. Kurz darauf kreuzte eine Delfinschule den Weg der Aqua und einige Tiere vollführten (scheinbar des Applauses wegen) den einen oder anderen Sprung – vielen Dank! Ein wenig überreizt von den sich überschlagenen Ereignissen kam auch der Hunger und in wenigen Minuten gibt es pasta italiana im Golfo di Taranto.
unter Maschine
FüG 6 kn
KaK 218
Ok 39°22,2′
017°59,8′
Liebe Grüße und immer ein Handvoll Miesmuscheln im Netz!
07.07.2015 1900 MESZ
37:20.30N 16:12.40E
Nachdem auch für den gestrigen Tag die Hoffnung auf Wind schon aufgegeben war, überraschte uns eine mit Sonnenuntergang aufkommende Brise und die Crew der Aqua segelte die wohltuende Stille genießend durch die monderhellte Nacht. Erst zu Sonnenaufgang schlief der Wind wieder ein und es ging unter Maschine weiter. Der heutige Tag verlief ereignislos, die Crew vertrieb sich die Zeit mit Knoten, Spielen und Astronavigation. Jetzt sind es noch ca. 120 sm bis nach Malta und obwohl ein wenig Wind aufzukommen scheint (2 Bft aus SW) erlaubt die Planung kaum noch Verzögerungen – es wird weiter unter Maschine gefahren, aber wer weiß: Vielleicht überrascht uns der Wind ja heute so wie gestern.
unter Maschine
FüG 6,4 kn
KaK 224
Ok 37°20,3′
016°12,4′
Liebe Grüße und immer einen Ruderstandvoll Bändsel an Bord!
08.07.2015 1800 MESZ
35:53.84N 14:30.03E
Die Nacht ließ bezüglich Wind leider wieder zu wünschen übrig, die relativ knappe Annäherung an Sizilien und die Sichtung eines Flugzeugträgers verkürzten die schon zähen Stunden unter Motor. Unseren Missmut spürend schien die Maschine dafür nach Sonnenaufgang eine kurze Pause zu brauchen – kurz nach passieren des Capo Passero starb sie ab. Die Diagnose war einhellig: Keine Spritzufuhr; die Fehlersuche dafür ein wenig zeitaufwendiger. Der (stark) verschmutzte Grobfilter wurde gewechselt und die Schläuche durchgeblasen bis der Schmutzpfropfen im Tankauslass lokalisiert werden konnte. Mit ein wenig Druckluft aus der Lunge konnte dieser aber (leider in den Tank zurück) entfernt werden und die Maschine läuft seit dem wieder tadellos. Nach erfolgreicher Reparatur/Reinigung galt es noch die Zeitnehmung bei der Geschwindigkeitsmessung mittels Flaschenlog optimiert und beachtlicher Erfolge erzielt (die bis zu diesem Zeitpunkt in
den Köpfen der Crew schon beinahe abgeschrieben wurden). Dreimal hintereinander wurde das definierte Maximalziel gemessen – eine starke Vorlage für die nächste Etappe. Ansonsten war der Tag von freudiger Erwartung auf die Ankunft in Malta geprägt, mit ständigem Mitkoppeln (unter Berücksichtigung des Stromes) und Kontrolle durch Astronavigation wurde das Ziel, der Hafen von La Valetta, ohne Kursänderung seit Sizilien angesteuert. Vor dem Anlegen im schon bekannten Royal Malta Yacht Club wurde der Tiefgang des Tankschiffes noch ein wenig reduziert und nach einem herrlich kühlen Bier an einem heißen Sommertag begannen bereits die Vorkehrungen für die nächsten Etappe, die in etwa 24 h beginnen soll. Wie auch immer, allzu lang wird heute wahrscheinlich nicht mehr gearbeitet – morgen ist auch noch ein Tag -, um den Abend in der geschichtsträchtigen Altstadt von La Valetta verbringen zu können.
fest in Ta‘ Xbiex
Ob 35°53,9′
014°30,0′
Liebe Grüße und immer ein 12cm-hoch Grobfilter in der grauen Kiste!