ATtide 15 Azoren – Brest

Wieder unterwegs

38:38.5N 26:46.6W
BZ 12. August 2015, 20:30

Wieder unterwegs! Den gestrigen Abend haben wir gemütlich mit Ulli und Peer verbracht, nicht ohne etwas sorgenvoll an die nächsten grib-Files zu denken. Angekündigt war ein Abflauen auf 15 – 18 kn, für uns ganz ok. Der Morgen war strahlend, nach einer Nacht etwas ruhiger als zuvor, und auch die grib-Files kündigten unverändert 15 – 18 kn an.
Deshalb haben wir uns – jetzt endgültig, soweit bis jetzt zu beurteilen – von unseren Freunden verabschiedet und um 16:00 abgelegt – Richtung Brest, ca. 1.100 Meilen Luftlinie entfernt.
In der Abdeckung von Terciera haben wir ein Reff eingesteckt, an der SE-Spitze die Fock gesetzt, dann hart am Wind rund 110°, etwas weit weg vom Wunschkurs 53°. Nach 3 Stunden gewendet.
Jetzt fahren wir hart rund 6 kn bei 16 kn Wind, und See 3+, fast auf die Nase. Wird keine bequeme Nacht.

Wind NE, 16 kn
See 3+
KaK 25°
F 6 kn
log 14.468 M
DTG 1.097 M

Von den Azores nach Altair

40:09.0N 26:26.0W
BZ 13. August 2015, 18:30

Die erste Nacht der 6. Etappe haben wir hinter uns. Schönes Segeln am Wind bei 15 kn Wind (F, (G)), zuerst mit Stampfen, dann, nach Mitternacht, immer besser. Zu Sonnenaufgang haben wir das Reff ausgeschüttet und die Genua gesetzt. Noch immer 4 – 5 kn Fahrt, aber leider nur noch Nord. Gegen Mittag überfahren wir den 40. Breitengrad, bewegen uns von Acores nach Altair, bleiben dort aber in der SE-Ecke. „ALTAIR.
Mainly Westerly 2 to 4, at times 5. Moderate, at times slight in south at first. Some rain.“ Ja, soweit sind wir noch nicht, und seit 15:00 fährt der Ruderautomat unter Y. Und die Sonne vergoldet im Westen den dunkelblauen Atlantik.

Um ca. 16:00 taucht am NW-Horizont ein Schiff auf, mit wenig Fahrt, auf Kollisionskurs. Bald erscheint dahinter eine Segeljacht, ohne Segel. Nach einiger Beobachtung stellt sich heraus, es ist ein schwarzer Geselle, der das Segelboot schleppt – sehr spannend. Wir nähern uns immer mehr dem Kollisionspunkt, AIS an, VHF an, aber von ihm keine Meldung. Nach einiger Zeit kreuzen wir seinen Kurs ein paar Hundert Meter vor dem Kiel, auf Position 40°6’N, 26°12’W.
Und dann:
„Aqua, goto Channel 72“
Ich schalte hin, melde mich.
„Aqua, this is Spanish Warship ASTARA. We are conducting exercises, we will not delay your voyage. Will you please answer some questions!“
Yes – of course.
Und wir werden gefragt nach Bootsnamen, Nationalität, MMSI, Anzahl Crew, last Port of Call, next Destination, ETA. Einige Namen muss ich buchstabieren. Alles sehr freundlich. Dann noch liebenwürdige Wünsche für die weitere Reise, „Channel 16“, aus.
Nach einiger Zeit verschwindet P74 samt geschleppter Jacht im SE.

Wind NE, 6 kn
See 1-2
KaK 55°
F 5 kn
log 14.577 M
DTG 1.018 M

Im Westwind

41:45.0N 23:48.0W
BZ 14. August 2015, 18:30

Erhofft und erwartet: Wir sind im Westwind! 15 – 19 kn W, und die Aqua durchpflügt den Atlantik, mit 7, 8, 8+ kn, nur gelegentlich gebremst durch eine Welle, die jetzt mit 2, 3 m Höhe seitlich auf uns zurollen – naja, Atlantik eben.
Bis in der Früh haben uns Y und AH verläßlich mit 5 kn Richtung Ziel geführt, dann meldet sich sanft der Wind aus SW, wie prognostiziert. Wir haben das stille („variable“) Zentrum des Hochs durchquert, kommen langsam in den Westwindsektor. Die Sonne begrüßt uns strahlend, nach einer kühlen, feuchten, diesigen Nacht. Mit Sonnenaufgang setzen wir die Genua, nehmen Fahrt auf, zuerst 5, dann 6, dann 7+ kn. Das nehmen wir.
Vormittag wird noch fleißig geschossen, Nachmittag überzieht uns ein Wolkenschirm – wird uns vermutlich noch länger bedecken. Der Wind pendelt sich auf 18, 19 kn ein, und wir fahren etwas höher, aber jedenfalls mit 6+, 7+ kn auf das Ziel zu.

Wind W, 17-19 kn
See 3(+)
Ge, G
KaK 45°
F 7-8+ kn
log 14.734 M
DTG 877 M

Wolken, Wind und Wellen

43:27.8N 20:50.3W
BZ 15. August 2015, 18:30

.. und Sprühregen, … haben uns begleitet, fast wie vorhergesagt, aber – Gestern Abend hat der Wind etwas zugenommen, 22 kn, was uns einen zeitweisen Schnitt von 8 kn gebracht hat. Aber der Wind wird mehr, und gegen Mitternacht bergen wir die Genua. Das Groß bleibt stehen, die Aqua fliegt mit 8, 9 kn die Wellenberge hinunter, schnell, zu schnell. Um 5:00 ist das Groß fällig, ein Reff, der Wind pendelt zwischen 22 und 26 kn (15 prognostiziert).
Der Morgen begrüßt(?) uns grau in grau, zum (G) setzen wir jetzt die Fock. Wir fahren Berg und Tal, 7+, Wind aus West. Am Nachmittag dreht der Wind weiter vor, ein weiteres Reff muss her. Aber wir entschließen uns – aus mehreren Gründen – dann doch für das dritte Reff, fahren 7+, Berg und Tal, auf das Ziel zu.

Wind NW, 20-22 kn
See 3(++)
F, (((G)))
KaK 50°
F 6-7 kn
log 14.908 M
DTG 712 M

Vertraute Breiten

44:38.5N 17:51.7W
BZ 16. August 2015, 18:30

44° N haben wir noch in der Nacht hinter uns gelassen, Cabo Finisterre und La Coruna liegen jetzt südlicher als unsere Position.
In der Nacht sind uns Wind und Wellen (und Wolken und Regen) erhalten geblieben. Unter F (((G))) hat die Aqua mit 6, 7, 7+ kn ihre Spur durch das schwarze Wasser in stockdunkler Nacht gezogen. Der Morgen im bereits gewohnten Grau in Grau, Sprühregen. Welle und Wind haben etwas nachgelassen, und nach einer kleinen Rutscherreparatur fahren wir unter F (G) wieder 7, 7+.
Etwas später ist dann eine Kürzung des Clubwimpels notwendig geworden; erfolgreich erledigt, Anemometer wieder in Funktion. Dann von der Fock auf die Genua gewechselt, wieder schöne 7 – 8 kn Richtung Ziel. Der Himmel bleibt bedeckt, aber die Wolkenschicht wird dünner und manchmal lässt sich die Sonne erahnen. Jetzt ist wieder alles grau in grau, mit 7+ Richtung Ziel.

Wind NW, 15-16 kn
See 3
Ge, (G)
KaK 65°
F 7+ kn
log 15.071 M
DTG 566 M

halbwegs

46:04.0N 14:54.4W
BZ 16. August 2015, 18:30

Noch vor Einbruch der Nacht haben wir gestern DTG 554 unterschritten, die halbe direkte Distanz vom Start SE-Spitze Terciera bis zur Ile de Sein, ca. 30 M vor Brest. Aber leider nicht Halbzeit – die schönen Etmale sind fürs Erste vorbei.
Auch gestern Nacht sind uns Wolken, Wind und Wellen erhalten geblieben. Stockdunkel, mit 7, 8 kn, dann weiter 6 kn. Und nicht nur die Breiten sind uns vertraut, auch die Temperatur, ein wärmerer Übungstörn etwa.
Der Morgen bedeckt, gegen Mittag eine Ahnung von Sonne, aber schon deutlich wärmer; und der Wind nimmt ab. Eine interessante Begegnung: Seit dem spanischen Kriegsschiff hatten wir nur freien Horizont. Heute Mittag ist im Osten ein Frachter aufgetaucht, kurz später im Westen ein Containerschiff, auf parallelen Gegenkursen. Und wir sind genau dazwischen (allerdings weit genug). Um 17:00 der erste blaue Fleck am Himmel, ein bisschen trocknen und aufwärmen, aber jetzt ist leider der Wind fast aus. Ein Versuch mit dem Spi verschafft uns Bewegung, zunächst an Bord, noch nicht im Wasser.
Aber eine halbe Stunde später kommen tiefe Regenwolken auf uns zu – und vorbei. Sprühregen, 10 kn Wind , gute 6 kn Fahrt unter Spi – und unter tiefen, grauen Wolken.

Wind NW, 10 kn
See 1-2
Spi, (G)
KaK 50°
F 6 kn
log 15.226 M
DTG 417 M

Adriatische Distanzen

46:37.0N 11:49.0W
BZ 18. August 2015, 18:30

Jetzt ist der Rest der Fahrt auf überschaubare Distanzen geschrumpft – kaum vorstellbar, am Start. Noch immer im Atlantik, noch immer im FB4, aber – die Distanz wäre auch in der Adria möglich.
Gestern Abend, die Regenwolken, ja die sind über uns hinweggezogen, und mit ihnen der Wind. Geblieben ist der Regen. Noch vor Eintritt der stockdunklen Nacht haben wir im Regen den Spi geborgen, die Genua gesetzt. 2 Stunden später, Wind 2 kn, variable Richtung. Und dann einige schwierige Rechenbeispiele, neue grib-Files geholt: Morgen Mittag MUSS der Wind kommen!?
Ab 22:00 haben wir den Motor gestartet, die Genua geborgen, 1600 rpm/5 kn kalt im Regen Richtung Ziel.
Morgen und Vormittag sind ohne Regen dünn bedeckt, gegen Mittag bricht die Wolkendecke auf, die Sonne blinzelt herunter, es wird warm! Jetzt zum Trocknen. Und pünktlich, fast auf die Minute genau, setzt der SW-Wind ein, zuerst 6 kn, dann 8 kn, pendelt sich auf 10-14 kn ein – wunderbar. Die Spi-Ausrüstung war schon vorher bereit, so sicher waren wir uns, und zu Mittag fahren wir unter sonnigem Spi schöne 6 kn, fast(?) Ri Ziel.
Jetzt ist der Himmel leider wieder bedeckt, es gibt ein paar dunkle Wolken, aber: kein Regen. Und wieder hoffen wir auf die grib-Files, die für die nächsten 48 Stunden wenig Änderung
versprechen.

Wind SW, 10-13 kn
See 1
Spi, (G)
KaK 85°
F 5-6 kn
log 15.354 M
DTG 284 M

Spinnakertraining

47:07.0N 7:33.8W
BZ 19. August 2015, 18:30

Der Spinnaker von gestern steht noch immer. Bei zunehmenden Winden von 16-22 kn, Spitzen 26 kn, hat uns der Spi eine anstrengende, ungemütliche Nacht beschert, allerdings auch Surf-Phasen bis knapp unter 11 kn und ein schönes Mittags-Etmal von 172 Meilen. Und auch der Kurs passt einigermaßen, wenn wir fest Tiefe schinden.
Müde sind wir aber schon. Und deshalb haben wir heute tagsüber den Rhythmus gegändert, Ruderwechsel jede Stunde. Der Himmel blieb dünn bedeckt, zwischendurch war ein Sonnenunterrand durch die Wolken möglich, ansonsten ging es flott dahin, mit 7, 8, 9 kn.
Am Nachmittag dann wieder der vertraute Sprühregen, später Regen, grau in grau. Um 16:00 waren wir 1 Woche unterwegs, um 16:00, am 12.8., haben wir in Angra abgelegt, bei Log 14.440 M. Exakt 7 Tage später stehen wir bei 15.516 M. Am späten Nachmittag durchfahren wir bei leichtem Regen ein Nebelfeld – sehr schön.
Ja, eine 2. Spi-Trainingsnacht wollen wir eher nicht riskieren, deshalb überlegen wir, zu Sonnenuntergang den Spinnaker bergen – und damit das Ziel wieder etwas weiter in die Zukunft zu rücken. ETA noch ungewiss.

Wind SW, 15-18 kn
See 3
Spi, (G)
KaK 70°
F 6-7 kn
log 15.535 M
DTG 114 M

Am Ziel

48:22.7N 4:29.3W
BZ 20. August 2015, 17:30

In Brest – nach EXAKT 8 Tagen anstrengender Fahrt, 1.243 Meilen seit den Azoren, ist die 6. Etappe unserer Fahrt zu Ende gegangen; um 16:00 haben wir an der Tankstelle in der Marina Chateau Brest angelegt. Etwa 30 Stunden Motor, 2 Tage und 2 Nächte unter Spi, bei einem Gesamtschnitt von 6,47 kn, sind wir gefahren und 8 x 8 Stunden Ruderwache pro Crewmitglied haben wir durchgestanden, und jetzt sind wir hier – und müde.
Aber auch das Ziel der Gesamtreise ist erreicht, nach ca. 5.000 Meilen Mittelmeer und Atlantik, von 46°N auf 32°N und dann wieder auf 48°N, von 13°E auf 18°E, dann bis auf 28°W, schließlich wieder auf 5°W, teils lustig, teils anstrengend, ist die Aqua nach 50 Tagen in der Bretagne angekommen.
Den motivierten Crews, den verantwortungsbewußten Skippern und der tüchtigen und schnellen Aqua danken wir , dass sie uns sicher hergebracht haben.
Und dem Gott der Meere und dem Herrn der Winde danken wir, dass sie uns jeden Tag und jede Stunde wohlgesonnen waren.

fest in Brest, Marina Chateau
log 15.683 M